Günter Rohrmoser
Wer interpretiert die Geschichte - Die
Herausforderung der Wertedebatte
1996, 64 S., kart., Euro 5,50
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Von einer Vergangenheit, die nicht vergeht,
hatte der Berliner Historiker Nolte gesprochen. Jeder weiß,
welche Vergangenheit gemeint ist. Aber der Sachverhalt dürfte doch
noch anders sein: Nicht, daß die Vergangenheit nicht vergeht, ist
unser Problem, sondern vielmehr, daß diese Vergangenheit uns
immer tiefgreifender und nachhaltiger bestimmt und im Begriffe ist, uns
den Blick für die Zukunft zu verstellen, ja die Frage aufzuwerfen,
ob wir überhaupt noch eine Zukunft haben.
Von gleicher Bedeutung ist die Rolle, die der Wertbegriff in dem
Vertrauen spielt, die Bundesrepublik vor der Wiederkehr einer
schrecklichen Geschichte zu bewahren. Daher ist es von großer
Wichtigkeit, daß man genau weiß, worauf man sich
einläßt, wenn man glaubt, man könne den Konsens in der
Gesellschaft durch ein gemeinsam geteiltes Verständnis von Werten
wiederherstellen. Es könnte sich herausstellen - und erste
Anzeichen sind bereits da -, daß die Wertedebatte nicht der
Ausweg ist, den man sich erhofft, sondern mitten in den Nihilismus
hineinführt.
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