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Von den Wurzeln und Werten Europas
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Der
Sozialphilosoph Günter Rohrmoser im PZ-Forum über die
abendländische Kulturkrise |
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Im
Dialog: Professor Günther Rohrmoser (links), der auf Initiative
von Dr. Eberhardt Bosch als Vorsitzender der
Bosch-Dürrwächter Stiftung im PZ-Forum referierte.
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Aktueller
hätte der Anlass nicht sein können, zu dem der
rechtskonservative Sozialphilosoph Günther Rohrmoser im PZ-Forum
referierte: Gerade ein paar Tage war es am Donnerstagabend her, dass
die EU die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei
beschlossen hatte.
Wer mit Rohrmosers geistigem Hintergrund vertraut ist und das
Vortragsthema des Abends – „Das christliche Erbe in seiner Bedeutung
für die europäische Identität“ – betrachtete, dem musste
klar sein, dass von dem Stuttgarter Sozialphilosophen einige deutliche
Äußerungen zum Themenkomplex EU-Beitritt der Türkei und
Wertediskussion in der EU zu erwarten war. Eingeladen zu der
Vortragsveranstaltung im sehr gut besuchten Forum hatte der Pforzheimer
CDU-Altstadtrat Eberhardt Bosch als Vorsitzender der
Bosch-Dürrwächter Stiftung, der – wie auch dem Referenten des
Abends – der Erhalt und die Verbreitung christlichen Kulturgutes in der
europäischen Gesellschaft besonders am Herzen liegt.
Ein politisch heißes Eisen und ein Referent, der nicht im
Verdacht steht, gedanklich der bürgerlichen Mitte nahe zu kommen –
dass dies nicht zwangsläufig in einer tendenziösen
Veranstaltung münden muss, war eine der überraschenden
Erkenntnisse dieses Abends. Denn, bei aller gebotenen Distanz zu seiner
exponierten politischen Positionierung: Rohrmoser ist ein brillanter
Kopf und Redner, dessen rhetorische Kraft und Schlüssigkeit
außer Frage stehen und der weit davon entfernt ist, Munition
für Stammtischgefechte zu liefern. Die einstündige,
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Das Zitat |
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„Wenn es eine Weltkultur
gibt, dann ist sie im Kern und in der Intention europäisch.“ |
» |
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Günter
Rohrmoser zur Ausstrahlung europäischer Kultur. |
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kulturphilosophische Tour d‘Horizon, die Rohrmoser von der Antike und
dem Menschenbild des Sokrates über die Wurzeln des Christentums
bis hin zu Luther und der Aufklärung bis hin in den in
Auflösung begriffenen Wertekanon des Europa im 21. Jahrhundert
unternahm, konfrontierte seine Zuhörer mit den ältesten
Wurzeln ihrer kulturellen Sozialisation – und die, wie Rohrmoser
vielfach untermauerte – ist nicht ohne Bezugnahme auf christliche Werte
zu verstehen.
Rohrmoser wirft grundlegende Fragen auf, deren Beantwortung der
gesellschaftlichen Debatte überlassen bleibt, etwa die, welche
Basis eine europäische Gemeinschaft jenseits des gemeinsamen
kulturellen und religiöse Erbe künftig finden könnte.
„Wenn einer Kröten frisst und Ungeziefer, dann ist er prominent.
Glauben Sie, dass hier noch eine Kultur wachsen kann?“ fragt Rohrmoser.
Natürlich lässt er keine Zweideutigkeiten offen, was seine
Haltung betrifft: Wenn er die CDU-Vorsitzende Angela Merkel hart
angreift und das für die Union verheerende Wahlergebnis Merkels
fehlender Verwurzelung im christlich-demokratischen Gedankengut
anlastet, wenn er den FDP-Vorsitzenden indirekt wegen seines
ungenierten Hedonismus angreift und die Deutung des großen
liberalen Gedankengutes für sich reklamiert, zeigt er Flagge. Dass
er daneben auch die Wimpel einer modernen, selbstbewussten
europäischen Identität hisst, die sich vor keinem anderen
Kulturkreis zu verstecken braucht, mag als Alibi verstanden werden –
aber immerhin flattern sie. Und darüber nachzudenken, was
passiert, wenn sie eingeholt werden, kann jedenfalls nicht schaden.
Bosch-Dürrwächter-Stiftung
Die gemeinnützige, bereits 1985 vom Pforzheimer CDU-Altstadtrat
Dr. Eberhardt Bosch und seiner Frau Brigitte gegründete Stiftung
hat sich neben der Unterstützung von bedürftigen Personen vor
allem der Förderung, Erhaltung und Verbreitung des christlich
abendländischen Kulturgutes, insbesondere der christlichen
Religion verschrieben. Mit der Vortragsveranstaltung im PZ-Forum trat
die bislang im Verborgenen wirkende Stiftung erstmals mit einem Projekt
in der Öffentlichkeit in Erscheinung.
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Fotos: Seibel
Erstellt am: 07.10.2005
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Artikel wurde erstellt von:
Ulrike Bäuerlein
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ZUR PERSON |
Günter
Rohrmoser |
Prof.
Dr. Günter Rohrmoser (Jahrgang 1927) lehrt Sozialphilosophie an
der Universität Hohenheim, bis zum Sommer 1996 zudem Politische
Philosophie an der Universität Stuttgart.
Die Schwerpunkte sind Religionsphilosophie, Philosophie des Politischen
und Theorie der Gesellschaft. Rohrmoser war Berater von Franz-Josef
Strauß und Hans Filbinger, ist Vizepräsident des
rechts-konservativen Studienzentrums Weikersheim und Autor zahlreicher
Bücher. Rohrmoser verknüpft in Lehre und Schriften
Konservatismus mit dem christlichen Glauben. |
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